Schafe stellen – ein Job mit Verantwortung

Der Schafsteller übernimmt bei einem Trial eine sehr wichtige Aufgabe. Er hat einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die „Laune“, die die Schafe haben, und auf den Erstkontakt des startenden Hundes mit den Schafen.

Wie sollte es bestmöglich ablaufen? Man stelle sich einfach mal vor, man würde selbst starten und ist darauf angewiesen... was würde man sich wünschen?

Das Schafe-Stellen beginnt bereits im Pferch. Der Umgang, den die Schafe hier erleben, beeinflusst ihr weiteres Verhalten im Parcours. Daher sollte das Sortieren im Pferch möglichst ruhig und souverän erfolgen. Das Wichtigste ist zunächst: Am Pferch haben Hunde nichts verloren. Das Einzige, was Hunde hier bringen, ist Stress für die Schafe. Also auch keine Hunde in der Nähe des Pferchs anbinden oder warten lassen.

Der Pferch sollte so gebaut sein, dass die Schafe dort Ruhe haben. Es gibt gute Pferchsysteme, die es ermöglichen, dass nicht für jede neue Gruppe ein großer Aufruhr im Pferch erzeugt werden muss. Idealerweise führt aus dem Pferch ein Sortiergang zu einer Sortiertür, aus der in mehrere Abteile sortiert werden kann. Je nach Herdenbeschaffenheit müssen hier Mutterschafe, Jährlinge, abgesetzte Lämmer oder auszusortierende Schafe in spezielle Abteile zu leiten sein. Dabei sollte die Person, die sortiert und die Gruppen vorbereitet, die Schafe nicht anfassen und bugsieren müssen. Sie sollten ohne Stress und mit aller Ruhe durch den Gang und die Sortiertür in ein entsprechendes Pferchabteil geleitet werden. Aus diesen Abteilen lassen sich dann mit Hilfe von Toren oder beweglichen Steckgattern sehr einfach gleichmäßige Gruppen zusammenstellen, die z.B. aus 3 Mutterschafen und 2 Lämmern oder Jährlingen bestehen. Diese fertig sortierten Gruppen können dann in vorbereitete Boxen weitergeleitet werden, so dass immer 2-3 fertige Gruppen bereit stehen, sich bereits aneinander gewöhnt und vom Sortiervorgang wieder beruhigt haben. Am Ende dieses ganzen Pferchsystems empfiehlt sich eine Lockbox mit wenigen aussortierten Schafen, die hier stehen bleiben und nur dazu dienen, die anderen in ihre Richtung (in Richtung Feld) zu ziehen.

Idealerweise arbeiten im Pferch maximal zwei Personen. Mehr sind nicht notwendig und bringen nur Unruhe. Wichtig ist, dass die Pfercharbeiter absolut ruhig mit den Schafen umgehen, sie mit klarer Körpersprache und nicht mit lauten Gesten lenken.

Da auch Schafe Lernerfahrungen machen, ist es sinnvoll den Schafbesitzer zu fragen, wie er seine Tiere im Alltag von A nach B bringt. Kennen sie einen Lockruf? Ist es für sie Routine, mit einem solchen Typ Hund, wie ihn der Steller führt, gearbeitet zu werden? Sind sie dem Menschen gegenüber zahm oder eher scheu?

Den ersten Kontakt mit dem Schafsteller und dessen Hund haben die Schafe in der Regel, wenn sich die Pferchtür öffnet. Je nach Schaftyp läuft das unterschiedlich ab. Einige Schafe laufen bereitwillig durch jede geöffnete Tür, andere hingegen wollen den Pferch gar nicht verlassen. Dann ist es angebracht, dass ein Mensch die Tiere ruhig durch den Ausgang bugsiert. Der Schafstellerhund sollte vorher bereits so platziert sein, dass die Schafe frühzeitig die Möglichkeit haben, den Hund wahrzunehmen und nicht unnötig erschrecken, weil er plötzlich aus dem Nichts auftaucht. Natürlich muss er trotzdem so abgelegt sein, dass er die Schafe beim Verlassen des Pferchs nicht behindert.

Nun geht es auf den Weg in Richtung Pfosten. Bei Trials herrscht oft Zeitdruck, trotzdem sollte der Schafsteller die Schafe nicht zu schnell werden lassen. So vermeidet man, dass sie zu „aufgekratzt“ sind und dadurch eventuell gar nicht stehen bleiben wollen.

Der Stellhund sollte nur gerade so viel wie nötig auf seiner Seite arbeiten. Auf keinen Fall sollte er unnötig um die Schafe kreiseln. So wenig Hund wie möglich, so viel Hund wie nötig. Idealerweise ist ein Mensch-Hund Team für diese Aufgabe zu wählen, das fähig ist, mit leisen und ruhigen Kommandos miteinander zu arbeiten. Auch der Mensch sollte seine Arbeit ruhig machen, also die Schafe ziehen oder bremsen, damit es kein unnötiges Gerenne der Schafe um den Menschen gibt. Ist man am Pfosten angekommen, sollten die Schafe ruhig gehalten werden, ohne dass der Hund die Tiere noch arbeitet. Er wird nun „im Hintergrund geparkt“. Meist ist es empfehlenswert, ihn auf die Linie Richtung Pferch zu legen, damit die Schafe diesen Fluchtweg zurück nicht nutzen. Manchmal sind aber auch andere Punkte für die Schafe attraktiv. Weder Mensch noch Hund sollten jemals die Fetchlinie blockieren, da dies das Anbewegen durch den startenden Hund erschwert, was wiederum den Lift, den Fetch und eventuell den ganzen weiteren Lauf beeinflussen kann.

Sinnvoll ist es, dass der Mensch ruhig und aufrecht stehen bleibt, bis der startende Hund die Schafe auf die Nase genommen und die Tiere deutlich aus dem Bereich des Stellers und seines Hundes gebracht hat. Erst dann sollte der Steller ruhig mit seinem Hund weggehen. Schafe, die sehr auf den Menschen bezogen sind, könnten durch zu frühes Weggehen des Schafstellers oder durch unnötige Bewegungen vom liftenden Hund weggezogen werden.

Je nach Schaftyp kann es besser sein, dass der Schafbesitzer die Schafe zum Pfosten leitet, weil sie ihm vertrauen. Kleben sie allerdings sehr an diesem, ist es besser, eine fremde Person, von der sie sich besser lösen, übernimmt diesen Job.

Manche Schafe kennen es nicht, in kleinen Gruppen einem Menschen hinterher zu laufen. Auch hier sollte man sich ruhig verhalten, weil die Tiere durch hektische Bewegungen evtl. aufgeschreckt und durch den Menschen weggedrückt werden könnten. In beiden Fällen würde es bedeuten, dass der Steller den Lift beeinflusst hat. Das ist zum einen sehr schwer für den Richter zu bewerten und zum anderen auch für den Hund schwierig, weil sich dadurch dauernd der Druckpunkt ändert. Gerade junge Hunde könnten dadurch unnötig gestresst und verunsichert werden.

Der Hund des Stellers sollte sich auf keinen Fall einmischen. Daher sollten selbstverständlich nur Hunde zum Einsatz kommen, die wirklich gehorsam liegen bleiben, auch wenn es zu „Turbulenzen“ durch den startenden Hund kommt. Gerade in den Anfängerklassen kann ein junger Hund langfristig sehr verunsichert werden, wenn der Schafstellerhund Einfluss auf die Schafe nimmt oder der Schafsteller seinen Hund mit Kommandos überhäuft, während der startende Hund versucht zu liften. Manchmal ist das Stellen sogar ganz ohne Hund möglich. Auch das sollte man in Erwägung ziehen, vor allem, wenn kein ausreichend gehorsamer Hund zur Verfügung steht. Es könnte zum Beispiel ein Mensch die Schafe vorne locken und ein bis zwei Personen sichern ruhig von hinten ab. Dazu benötigt es natürlich Personen, die Schafhandling beherrschen.

Viele Köche verderben den Brei... das gilt auch bei diesem Thema. Je mehr Hunde und Menschen an den Schafen zugange sind, desto mehr müssen die Tiere im Auge behalten, was bei ihnen Stress erzeugt. Es sollten also so wenig Leute und Hunde wie möglich im und am Pferch hantieren.