Von Genie und Wahnsinn

- Ergebnisse der Umfrage zum Verhalten von Border Collies

Silke Meermann

Die Umfrage

Das Bild des Border Collies in der Öffentlichkeit ist geprägt durch zwei Extreme. Durch sein Image als ‘intelligenteste Rasse der Welt’, durch Erfolge im Hundesport und zahlreiche Auftritte in Fernsehen und Werbung nimmt die Popularität dieser Rasse in Deutschland stetig zu. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der jährlich vom VDH registrierten Welpen mit über 800 fast verdoppelt. Demgegenüber stehen knapp 200 Hunde, die im Jahr 2003 durch die Initiative "Border Collies in Not" vermittelt wurden, weil sie von ihren Besitzern nicht länger gehalten werden konnten.

Zu häufigen Problemen, mit denen solche Hunde vorgestellt werden, gehören Aggressionen gegen Menschen und andere Hunde, übermäßiges Angstverhalten, das Ausführen stereotyper Bewegungsabläufe in solchem Maße, dass die Tiere körperlich Schaden nehmen, sowie unerwünschtes Hüteverhalten gegenüber Autos, Menschen, Hunden oder anderen Dingen. Eine Behandlung solcher Probleme ist oft langwierig und nicht immer Erfolg versprechend.

Um Häufigkeit und Entstehung solcher Probleme genauer zu untersuchen und um festzustellen, welche Probleme tatsächlich Border Collie-typisch sind, wurde Anfang des Jahres 2004 im Rundschreiben der ABCD e.V. ein Fragebogen veröffentlicht.Weitere Bögen wurden auf Hütetreffen, Trials, sowie Agility- und Flyball-Turnieren an Border Collie-Besitzer verteilt. In zwei Hundezeitschriften wurde außerdem ein Hinweis auf die Umfrage abgedruckt, interessierte Besitzer bekamen den Fragebogen dann per E-Mail zugeschickt. Die Bögen wurden anonym ausgefüllt, zwischen Februar und September 2004 wurden insgesamt 312 Antworten zur Auswertung zurückgesandt.

Aussagekraft

An dieser Stelle soll noch einmal betont werden, dass die Ergebnisse der Umfrage nicht überbewertet werden dürfen, sie sind weder repräsentativ noch enthalten sie objektive Daten.

Es ist davon auszugehen, dass durch die Veröffentlichung im Rundschreiben der ABCD e.V. die hütenden Hunde gegenüber Sport- und Familienhunden überrepräsentiert sind. Außerdem ist zu bedenken, dass die Ergebnisse nicht nur das Verhalten der Hunde selbst, sondern auch das der Besitzer widerspiegeln. Für jedes Hund-Halter-Team liegen darüber hinaus unterschiedliche Beobachtungsbedingungen vor, auch hat jeder Hundebesitzer ein subjektives Problemempfinden, das individuell sehr verschieden sein kann. Der Begriff ‘Problemverhalten’ beinhaltet per Definition, dass es sich um eine Verhaltensweise handelt, die vom menschlichen Umfeld des Hundes als problematisch empfunden wird. Davon ist die ‘Verhaltensstörung’ abzugrenzen, die so definiert wird, dass das gezeigte Verhalten sich entweder durch Intensität und Häufigkeit deutlich von der Norm unterscheidet oder dass es langfristig zu einer Schädigung des Tieres führt. Die Übergänge vom ‘Normalverhalten’ zum ‘Verhaltensproblem’ bzw. zur ‘Verhaltensstörung’ sind fließend, zudem ist es schwierig, die Norm exakt zu definieren.

Ergebnisse der Umfrage zum Verhalten von Border Collies

1) Geschlechts- und Altersverteilung

Geschlechtsverteilung (n = 307)  
männlich
46,8%
weiblich
53,2%
 
Kastration (n = 308)
Insgesamt kastriert
32,8%
Insgesamt nicht kastriert
67,2%
24,3 % der männlichen Tiere sind kastriert.
40,2% der weiblichen Tiere sind kastriert.

 

 

Kastrationsgründe
(Mehrfachnennungen; n = 98)
18,2%
Krankheit
19,2%
Krankheitsprophylaxe
13,1%
Verhaltensproblem
61,6%
Fortpflanzungsverhinderung
15,2%
Haltungserleichterung
   

 

Altersverteilung (n = 283)  
Gruppe I = bis 1 Jahr 17,8%
Gruppe II  = 1-3 Jahre 29,3%
Gruppe III = 4-8 Jahre 41,6%
Gruppe IV = 9 Jahre und älter 11,3%
     

 

2) Herkunft und Anschaffung der Hunde

Etwa drei Viertel der Hunde wurden direkt vom Züchter übernommen, dabei waren sie meistens acht bis elf Wochen alt. Wurden Hunde erst später abgegeben, geschah dies meistens aufgrund familiärer Veränderungen, als zweithäufigstes wurden nicht ausreichende Hüteleistungen als Grund genannt. Knapp die Hälfte der Hunde ist VDH-gezogen, 16% haben ISDS-Papiere und etwa 35% können keinem Verband zugeordnet werden. Mit über 80% wurden die meisten Hunde als ‘Familienhunde’ angeschafft. Etwa drei Viertel der Besitzer empfinden das Zusammenleben mit dem Hund als positiv, fast alle haben noch nie überlegt, den Hund abzugeben und würden sich diesen Hund jederzeit wieder zulegen.

Zuchtverbände (n = 304)
VDH
46,3%
ISDS
16,1%
sonstige *
1,9%
ohne Papiere
29,9%
unbekannt
5,8%
   

*sonstige: ISDS+KC bzw. VDH; DHK, NHSB, BRV, EHU, ÖHZB

 

Übernahme des Tieres (n = 303)

 
vom Züchter
77,7%
aus Tierheim
2,7%
Notvermittlung
7,8%
2. Hand
11,8%
   

 

Abgabealter (n = 202)
4-7 Wochen
5,3%
 
8-11 Wochen
53,4%
 
12-15 Wochen
13,3%
 
16-19 Wochen

2,0%

 
20-23 Wochen
1,5%
 
6-12 Monate
6,1%
 
älter
18,4%
 
   

    

Übersicht über besondere Abgabegründe (n = 31)
- für Hüteaufgabe ungeeignet
7 Hunde
- keine Aufgabe mehr für Hund
1 Hund
- familiäre Veränderungen
10 Hunde
- kein Interesse mehr am Hund
2 Hunde
- Beißvorfall
2 Hunde
- zu aktiv für Besitzer
3 Hunde
- zu ängstlich/sensibel
2 Hunde
- zu frech
1 Hund
- Zerstörung der Wohnung
1 Hund
- verkehrte Fellfarbe
1 Hund
- sollte getötet werden
1 Hund

 

 Haltung der Elterntiere (Mehrfachnennungen; n = 304)

Während bei 43,3% der Hunde beide Eltern an Vieh arbeiten, sind es noch einmal 18,6% der Hunde, bei denen ein Elternteil zur Arbeit an Vieh eingesetzt wird. Für 18,6% liegen keine vollständigen Informationen über die Elterntiere vor. Nur bei 19,6% der Hunde ist bekannt, dass keines der Elterntiere an Vieh gearbeitet hat. Insgesamt werden aber 52,6% der betroffenen Tiere selber nie an Vieh gearbeitet oder trainiert (s.u.).

 

 
Haltung
des Vaters
Haltung
der Mutter
 
arbeitet an Vieh
55,6%
52,4%
 
im Hundesport
17,3% 
18,2%
 
Ausstellungshund
23,0%
17,6%
 
Familienhund
26,5%
35,3%
 
sonstige
/
1,2%
 
nicht bekannt
16,9%
15,3%
 
 

 

Lebensweg
Aufzucht
2-6 Monate
6-12 Monate
älter
 
n = 283
n = 287
n = 288
n = 284
ländlich
55,8%
33,1%
30,6%
33,1%
im Dorf
33,9%
37,6%
38,2%
38,7%
Stadtrand
7,1% 
19,5%
20,5%
18,7%
Stadt
3,2%
9,8%
10,8%
9,5%
         

 

Erziehungstraining
 
Welpengruppe (n = 292)
54,1%
 
Junghundegruppe (n = 291)
50,9%
 
Hundeschule (n = 302)
66,9%
 
Hundeverein (n = 303)
68,6%
 
   
 

 

Übersicht über Traumata

Insgesamt 17 Besitzer gaben an, dass ihre Hunde schwere Erkrankungen oder Verletzungen hatten; darunter 4x Knochenfraktur, 4x Autounfall, 3 x weitere Verletzungen, 5 x schwere Erkrankungen, 1 x Klinikaufenthalt.

Insgesamt 15 Besitzer gaben an, dass ihre Hunde von anderen Hunden gebissen wurden;

Dabei wurden jeweils 4 Hunde von deutschen Schäferhunden, 1 Hund von einem Australian Shepherd, 1 Hund von einem Hovawarth, weitere 4 Hunde von Hunden unbekannter Rassezugehörigkeit gebissen. 5 Hunde wurden von jeweils mehreren Hunden gebissen.

16 Besitzer bezeichneten Besitzerwechsel als Trauma, 3 mal wurde eine Trennung in der Familie genannt, 4 Hunde wurden ausgesetzt, in einem Fall wurde ein Tierheimaufenthalt als traumatisch bezeichnet. 5 Hunde wurden in der Vergangenheit körperlich vernachlässigt, 3 Hunde misshandelt.

2 Besitzer gaben eine harte Ausbildung als Trauma an, 3 Hunde machten traumatische Erfahrungen in der Welpengruppe.

In drei Fällen wurde Feuerwerk als Trauma genannt, bei 3 Hunden eine Begleithundeprüfung mit Schuss. 2 Hunde wurden von Kindern geärgert, in einem Fall ist ein Modellflugzeug auf den Hund gefallen. Für einen Hund wurde der Tod eines anderen Hundes als Trauma genannt.

Anschaffungsgründe
(Mehrfachnennungen; n = 305)
tägliche Arbeit an Vieh
20,7%
 
Hüten als Hobby
25,6%
 
Hundesport
35,7%
 
Familienhund
81,6%
 
     

sonstige Nennungen : Abschreckung, Begleiter, Freund, für die Kinder, Gesellschaft für anderen Hund, Gesundheit des Besitzers, Interesse an der Rasse, Lebensgefährte, Mitleid, Reitbegleithund, Rettungshund, Therapiehund, Wanderbegleiter, Zucht


Sicht des Hundes (Mehrfachnennungen; n = 309)
wie ein Kind 6,1%  
als Freund 63,1%  
Teamgefährte 62,8%  
Sporthund 21,8%  
Familienhund 83,3%  
Mitarbeiter 25,6%  
     

  

Zusammenleben mit dem Hund (Mehrfachnennungen; n = 310)
positiv 72,3%  
problemlos 39,0%  
unauffällig 17,1%  
anstrengend 16,1%  
kaum zu ertragen 0,6%  
     
Haben Sie überlegt, den Hund abzugeben? (n = 309)  JA
Nein
6,8%
93,2%
Würden Sie sich wieder für diesen Hund entscheiden? (n = 306)? JA
Nein
92,2%
7,8%

3) Haltung der Hunde

Etwa je ein Drittel der Tiere wird einzeln, zu zweit, bzw. in einer Gruppe mit 3-5 Hunden gehalten. Der überwiegende Anteil der Hunde wird im Haus oder in der Wohnung gehalten. Entsprechend schlafen die meisten Hunde im Wohnbereich, knapp die Hälfte hat Zugang zum Schlafzimmer. Zwei Drittel der Hunde schläft im Körbchen. Ungefähr die Hälfte aller Hunde wird dreimal täglich spazieren geführt, ein weiteres Drittel zweimal pro Tag; etwa 80% der Hunde laufen draußen leinenfrei. Knapp 60% der Besitzer gaben an, dass ihr Hund mehrere Spielzeiten täglich hat.

Anzahl der Hunde im Haushalt (n = 308)

Einzelhund
30,8%
 
2 Hunde
37,5%
 
3-5 Hunde
27,9%
 
> 5 Hunde
3,8%
 
     

 

Dauer des Alleinseins pro Tag (n = 311)
gar nicht
27,0%
 
1-2 Stunden
25,0%
 
2-5 Stunden

25,3%

 
5-8 Stunden
21,7%
 
länger
/
 
     

 

Haltung des Hundes
(Mehrfachnennungen; n = 310)
Haus 69,9%  
Wohnung 28,5%  
Stall etc. 8,6%  
Zwinger 12,2%  
     

 

Schlafraum
(Mehrfachnennungen) (n = 304)
  Schlafplatz
(Mehrfachnennungen) (n = 147)
Schlafzimmer 46,7%   Körbchen/Decke 67,6%
Küche/Wohnraum 50,7%   Transportkennel 14,9%
Flur/Diele 17,4%   Möbel/Bett 33,1%
Stall etc. 6,3%      
Zwinger 6,9%      

 

Fütterung

89,8% der Hunde bekommen ihr Futter zugeteilt (n = 307).
72,8% fressen ihr Futter restlos auf (n = 283).
65,5% der Hunde erhalten ausschließlich Trockenfutter (n = 296).
Die Futtermenge variiert von 100g bis 650g pro Tag (n = 225).
Der Energiegehalt variiert von 3400 kcal/kg bis 4700 kcal/kg Futter (n = 30).
Der Rohproteingehalt variiert von 11,0% bis 31,0%.
Bei 31,8% der Hunde enthält das Futter zwischen 20,0% und 25,0% Rohprotein (n = 186).

Spaziergänge pro Tag (n = 307)   Spielzeiten pro Tag (n = 299)
> 3 mal täglich 3,2%   mehrmals täglich 59,2%
3-mal täglich 46,0%   täglich 23,9%
2-mal täglich 33,5%   nicht täglich 16,9%
1-mal täglich 12,1%      
nicht täglich 5,1%
vorwiegend leinenfrei 81,5% (n = 299)      
 

 

4) Beschäftigung und Training

Insgesamt gaben 47,7% der Besitzer an, dass ihr Hund an Vieh arbeitet. Hobby- oder wettkampfmäßig werden 35,5% der Hunde trainiert; 5,1% laufen auf Klasse-III-Niveau, 3,8% starten in Klasse II, 9,6% in Klasse I und 16,9% der Hunde haben noch an keinem Trial teilgenommen.  Im Agility laufen 42,2% der Hunde, 11,2% werden im Obedience geführt.

  Hundekontakt (n = 305) Hütearbeit (n = 300)

Hundesport (n = 298)

täglich
65,4% 
14,6% 
3,4%
3-4x pro Woche
13,7%
10,3%
10,4%
1-2x pro Woche
16,0%
12,0%
35,6%
seltener
3,9%
11,3%
10,7%
gar nicht
1,0%
51,8%
39,9%

 

Von 312 Besitzern gaben insgesamt 47,7% an, mit ihrem Hund Hütearbeit zu machen 52,6% gaben keine Hütearbeit an. 35,4% machten genauere Angaben zur Hüteausbildung:

hobbymäßig
16,9%
 
Klasse I

9,6%

 
Klasse II
3,8%
 
Klasse III
5,1%
 
 
 

 

Von 312 Besitzern gaben insgesamt 41,2% an, mit ihrem Hund Agility zu machen, sie machten folgende Angaben zur Agility-Ausbildung:

ohne Wettkampf/Beginner
22,3%
 
A1
10,9%
 
A2
1,9%
 
A3
6,1%
 
 
 

Von 312 Besitzern gaben insgesamt 10,9% an, mit ihrem Hund Obedience zu machen, sie machten folgende Angaben zur Obedience-Ausbildung:

ohne Wettkampf/Beginner 7,0%  
O1 1,0%  
O2

1,3%

 
O3 1,6%  
     

Weitere Nennungen bei Sport-Beschäftigungsarten:

Ausdauer, animal learn, Begleithundeprüfung, Canicross, Clickertraining, Dogdancing, Flyball, Frisbee, Fährtenarbeit, Flächensuche, Hundeführerschein, Kunststücke, Objektsuche, Reitbegleithund, Rettungshund, Tellington-Arbeit, Therapiehund, Turnierhundesport, Unterordnung

5) Verhalten der Hunde generell

Nur knapp 6% der Besitzer halten ihren Hund für unzufrieden. Fast die Hälfte gibt allerdings an, dass ihr Hund ihnen teilweise ängstlich oder unsicher erscheint, rund 30% erleben ihn nervös. Dominant oder aggressiv erscheinen die meisten Hunde jedoch nur selten. Jeweils gut 40% erscheinen bisweilen körperlich oder mental unterfordert, überfordert sind jedoch nur gut 20%. Knapp 90% der Tiere scheinen niemals träge, dafür ist knapp die Hälfte bisweilen übermotiviert.

Gesamteindruck
zufrieden

(n = 309)
ängstlich
unsicher
(n = 298)
nervös
gestresst
(n = 300)
dominant

(n = 296)
aggressiv

(n = 300)
nie
5,8%
53,8%
67,1%
69,0%
80,1%
selten
1,3%
21,7%
18,6%
16,8%
12,3%
manchmal
1,9%
18,4% 
10,3%
9,8%
5,3%
meistens
48,1%
1,7%
0,7%
2,4%
1,0%
ja (ohne Häufigkeit)
42,9%
4,3%
3,3%
2,0%
1,3%
Gesamt: 
94,2%
46,2%
32,9
31,0%
19,9%

 

 

Auslastung
körperlich
unterfordert
(n = 302)
körperlich
überfordert
(n = 300)
mental
unterfordert
(n = 296)
mental
überfordert
(n = 296)
träge

(n = 290)
übermotiviert

(n = 289)
nie
57,8%
78,8%
58,9%
79,5%
88,0%
54,8%
selten
22,4%
14,6%
22,6%
16,5%
8,2%
12,4%
manchmal
10,6%
6,0%
11,8%
3,4%
3,1%
28,3%
meistens
1,3%
0,3%
0,7%
0,7%
0,7%
4,5%
ja (ohne Häufigkeit)
7,9%
0,3%
6,1%
/
/
/
Gesamt:
42,2%
21,2%
41,1% 
20,5%
12,0%
45,2%
 

Verhalten bei Alleinsein
Zerbeißen
(n = 310)
Jaulen
(n = 308)
Unsauberkeit
(n = 308)
nie
78,5%
91,3%
93,5%
selten
15,4%
6,1%
4,5%
manchmal
4,2%
2,3%
1,6%
meistens
0,3%
/
/
ja (ohne Häufigkeit)
1,6% 
0,3%
0,3%
Gesamt:
21,5%
8,7% 
6,5%

 

6) Angst- und Aggressionsverhalten

Die meisten Hunde verhalten sich unauffällig gegenüber fremden Personen und Hunden sowie gegenüber Autos. Auffallend ist jedoch der hohe Anteil an Tieren, die Angstreaktionen bei lauten Geräuschen zeigen. Viele Besitzer gaben weitere Geräusche außer den genannten an, die Angstverhalten auslösen. Aggressives Verhalten wird am häufigsten gegenüber fremden Hunden gezeigt.

Angstverhalten
Fremde
(n = 309)
Hunde
(n = 308)
Autos
(n = 306)
Gewitter
(n = 310)
Schuss
(n = 304)
Feuerwerk
(n = 302)
nie
77,7%
64,4%
93,8%
63,3%
55,1%
51,2%
selten
12,6%
20,1%
2,6%
4,8%
6,9%
5,6%
manchmal
5,2%
9,1%
2,0%
7,1%
7,2%
8,9%
sehr oft
1,6%
1,9%
1,3%
11,3%
13,4%
15,2%
ja (ohne Häufigkeit)
2,9%
4,5%
0,3%
13,5%
17,4%
19,1%
Gesamt:
22,3%
35,6%
6,2%
36,7%
44,9%
48,8%
 

Übersicht über weitere Ängste

In 10 Fällen wurden weitere Fahrzeuge als Angstauslöser genannt, 11 Hunde haben Angst vor Rasenmähern und Staubsaugern, 4 Hunde vor weiteren elektrischen Maschinen. 5 Hunde haben Angst vor lauten Stimmen, 1 Hund hat Angst vor Wind und 12 Hunde zeigen sich ängstlich bei anderen Geräuschen.                         

3 Hunde haben Angst vor Kindern, 3 weitere Hunde zeigen Angst vor Pferden. 1 Hund hat Angst vor Ziegen und bei 2 Hunden lösen Wesepen ängstliches Verhalten aus.

Fallende Gegenstände rufen bei 3 Hunden Angst hervor,   2 Hunde haben Angst vor Luftballons, 2 weitere vor Heißluftballons. 2 Hunde mögen keine Fliegenklatschen, 1 Hund hat Angst vor Regenschirmen. Stöcke und Besen lösen bei einem Hund Angst aus, 2 Hunde haben Angst vor Elektrozäunen. Gelbe Säcke ängstigen einen Hund, 1 Tier hat Angst vor Modellflugzeugen.

 

Geräuschempfindlichkeit

Eine erhöhte Geräuschempfindlichkeit entsteht beim Hund meist durch eine unzureichende Gewöhnung an Umweltreize während der Sozialisationsphase. Alles, was der Hund in dieser Zeit als ungefährlich kennen lernt, empfindet er auch später nicht als bedrohlich. Knapp 60% der untersuchten Hunde verbrachten die Aufzuchtphase in ländlicher Umgebung. Im Erwachsenenalter leben jedoch nur noch etwa ein Drittel der Hunde auf dem Land. Hunde, die erst nach der Sozialisation mit einer lauten, städtischen Umwelt konfrontiert werden, reagieren dann oft ängstlich. Die Geräuschempfindlichkeit von Hütehunden wird häufig auch dadurch erklärt, dass diese Hunde ein besonders empfindliches Gehör besitzen. Meist wird dies damit begründet, dass sie darauf gezüchtet wurden, Pfeifkommandos über weite Distanzen zu unterscheiden.

Aggressives Verhalten
Fremde

(n = 305)
Familie

(n = 309)
Hunde

(n = 305)
Hunde im
Haushalt
(n = 295)
nie
89,5%
94,8%
61,4%
90,5%
selten
6,2%
3,3%
15,4%
6,1%
manchmal
2,3%
0,3%
11,1%
1,0%
sehr oft
0,7%
0,3%
2,9%
0,3%
ja (ohne Häufigkeit)
1,3%
1,3%
9,2%
2,0%
Gesamt:
10,5%
5,2%
38,6%
9,5%
 

 

7) Funktionskreis Jagd- bzw. Hüteverhalten

Mit etwa 20% ist ‘Nachlaufen bei Wild’ die weitaus häufigste Nennung, nur knapp 10% der Hunde zeigen ähnliches Verhalten in Bezug auf Autos bzw. Radfahrer oder Jogger.

Blickfixieren tritt bei sehr vielen Hunden auf: knapp die Hälfte fixiert Spielzeug, etwa 40% fixieren andere Hunde. Knapp 12% der Hunde zeigen Hackenzwicken, etwa halb so viele Hunde beißen in Reifen. In vielen Fällen wurden außerdem Katzen, Vögel und kleine Heimtiere fixiert oder gejagt.

Jagen/
Nachlaufen
Wild
(n = 308)
Autos
(n = 309)
Jogger
(n = 307)
Radfahrer
(n = 308)
 
nie
79,0%
91,3%
93,2%
91,3%
 
selten
11,0%
3,5%
3,6%
3,9%
 
manchmal
5,5%
1,9%
1,6%
1,9%
 
sehr oft
2,6%
1,3%
0,3%
0,3%
 
ja (ohne Häufigkeit)
1,9%
1,9%
1,3%
2,3%
 
Gesamt:
21,0%
8,7%
6,8%
8,7%
 
         

Sonstige Nennungen:

alle Tiere, Bälle, Briefträger, Eichhörnchen, Enten, Hunde, Kaninchen, Katzen,   Kleintiere, Kinder, Krähen, Lenkdrachen, Meerschweine, Pferde, Schmetterlinge, Schwalben, Vögel, Züge, Zweiräder

Blickfixieren
Spielzeug
(n = 308)
Hunde
(n = 310)
Autos
(n = 308)
Jogger
(n = 308)
Radfahrer
(n = 309)
nie
52,1%
61,7%
91,3%
96,1%
95,2%
selten
5,8%
6,4%
3,2%
1,9%
2,3%
manchmal
11,3%
13,5%
1,3%
0,3%
1,3%
sehr oft
15,5%
4,5%
2,6%
1,6%
1,0%
ja (ohne Häufigkeit)
15,2%
13,8%
1,6%
/
0,3%
Gesamt:
47,9%
38,8%
8,7%
3,9%
4,8%
 
 
Schatten
(n = 309)
Flugzeug
(n = 308)
Waschmaschine
(n = 306)
Fernseher
(n = 309)
fliegende Insekten
(n = 307)
imaginäre Dinge
(n = 309)
nie
96,1%
98,1%
99,0%
93,2%
86,0%
98,4%
selten
1,0%
1,0%
0,3%
2,3%
7,1%
/
manchmal
1,3%
0,6%
0,3%
1,9%
4,5%
1,6%
sehr oft
0,6%
/
0,3%
1,3%
0,6%
/
ja (ohne Häufigkeit)
1,0%
0,3%
/
1,3%
1,6%
/
Gesamt:
3,9%
1,9%
1,0%
6,8%
14,0%
1,6%

 

Blickfixieren

Sonstige Nennungen:
alle Tiere, Baby, Bälle, Besen, fliegende Vögel, Geflügel, Hühner, Hunde, Kaninchen, Katzen, Kleintiere, Krähen, Lichtreflexe, Meerschweine, Mond, Pferde, Rinder, Schafe, Schmetterlinge, Schwalben, Steine, Taschenlampe, Vögel, Wildtauben, zischende Flaschen

Blickfixieren oder "Auge Zeigen"

Das „Auge Zeigen“ ist eine genetisch bedingte Verhaltensweise, die dem Jagdverhalten entstammt. Der Hund schleicht sich geduckt an seine Beute, die er dabei ständig mit seinem Blick fixiert. Dieses Verhalten ist bei der Hütearbeit unabdingbar, um Vieh vorsichtig und präzise in die gewünschte Richtung treiben zu können. Wird der Einsatz dieses Verhaltens nicht gezielt trainiert, sucht sich ein entsprechend veranlagter Hund andere Bewegungen oder Objekte als Auslöser. Da dieses Verhalten angeboren und zudem selbstbelohnend ist, ist ein „Wegtrainieren“ nicht möglich. Es tritt mehr oder weniger zwangsläufig in einer bestimmten Entwicklungsphase auf, allein das Ausführen der Bewegungen löst beim Hund Glücksgefühle aus. Dies gilt jedoch nicht nur für Tiere aus reinen „Arbeitslinien“, sondern ist häufig auch bei Hunden zu finden, deren direkte Vorfahren nicht mehr zur Arbeit an Vieh eingesetzt wurden (s.u.: Ausgewählte Probleme im Vergleich: Hüteabstammung nicht hütende Eltern).

 

Sonstige Nennungen: alles Spielzeug, Besen, Fahrrad, Gras, Hunde, Kinder, krabbelnde Kinder, laufender Rasenmäher, Oberschenkel, Rinder, Pferde, Schaufel, Schlitten, Ski, Staubsauger, Stöcke, Stuhlbeine

Übersicht über Nachlaufen und Blickfixieren           

  Nachlaufen Blickfixieren
- Katzen  9 Hunde 12 Hunde
- Vögel 10 Hunde 8 Hunde
- Geflügel / 3 Hunde
- Spielzeuge/Bälle 5 Hunde 3 Hunde
- Pferde 6 Hunde 2 Hunde
- Rinder / 4 Hunde
- Schafe / 6 Hunde
- andere Hunde 7 Hunde s. dort
- Heimtiere 4 Hunde 7 Hunde
- Kinder 3 Hunde 1 Hund
- Eichhörnchen 2 Hunde /
- Züge 2 Hunde /
- alle Tiere 1 Hund 1 Hund
- Briefträger 1 Hund /
- Luftballons 1 Hund 1 Hund
- Windvögel 1 Hund /
- Schmetterlinge 1 Hund 1 Hund
- Lichtreflexe 1 Hund 4 Hunde
- zischende Flaschen / 1 Hund
- Besen / 1 Hund

 

8) Spielverhalten, Stereotypien und körperliche Symptome

Knapp 40% der Tiere spielen bisweilen auch alleine. Etwa doppelt so viele Hunde fordern ihre Besitzer mit Spielzeug auf, dies erscheint etwa 15 % der betroffenen Besitzer sogar zwanghaft. Knapp 10% geben an, dass ihr Hund „bis zum Umfallen“ spielt.

Im Bereich der körperlichen Merkmale wurde ‘Untergewicht’ mit knapp 10% am häufigsten genannt, gefolgt von Durchfall, Übergewicht, Krämpfen und Epilepsie.

Spielverhalten

38,7% der Hunde spielen auch alleine (n = 299).
Dieses Verhalten erscheint dabei 1,5% der Besitzer dieser Hunde zwanghaft.
77,0% der Hunde fordern Menschen zum Spielen auf (n = 303).
Dieses Verhalten erscheint dabei 14,9% der Besitzer dieser Hunde zwanghaft.

Stereotype Verhaltensweisen

Stereotypien treten meist dann auf, wenn ein Tier mit den ihm angeborenen Verhaltensweisen keine sinnvolle Anpassung mehr an seine Lebensumstände erreichen kann. Durch gleichförmige Bewegungsabläufe versucht es, den dadurch entstehenden Stress zu reduzieren. Oft dauert es nur wenige Wochen, bis sich ein solches Verhalten soweit verfestigt hat, dass es kaum noch umkehrbar ist. Die betroffenen Tiere sind gewissermaßen süchtig, das Verhalten auszuführen. Eine manifeste Stereotypie ist als Verhaltensstörung zu werten. Gibt es auch einige andere Ursachen für die Entstehung von Stereotypien (z. B. organische Erkrankungen), so sollte doch die Überprüfung der Lebensumstände der betroffenen Tiere an erster Stelle stehen.

Insgesamt stellten 17,5% der Besitzer fest, dass ihr Hund mindestens eine stereotype Verhaltensweise zeigt. Hierbei sind deutliche Unterschiede zwischen hütenden und nicht hütenden Hunden zu finden, während bei nur gut 8% der hütenden Hunde solche Verhaltensweisen beobachtet wurden, sind dies bei nicht hütenden Tieren über 25% (s.u.: Ausgewählte Probleme im Vergleich: hütende Hunde <=>nicht hütende Hunde).  

Übersicht Stereotype Verhaltensweisen

  Schwanzjagen
(n = 307)
Pfotenlecken
(n = 308)
Bellen
(n = 309)
Kreiseln
(n = 308)
Spielen
(n = 309)
ja 1,3% 1,6% 1,3% 3,6% 9,7%
nein 98,7% 98,4% 98,7% 96,4% 90,3%
 

 

Sonstige Nennungen: Anstoßen von Gegenständen, Beißen in Besen, Beißen in Rasenmäher, Decke nuckeln, Grasrupfen, Haare rupfen, Hof ablecken, Katzen hüten, Laufen am Gartenzaun, Vögel verbellen.

Insgesamt beobachteten 17,5% der Besitzer stereotype Verhaltensweisen bei ihren Hunden.

 

Körperliche Merkmale

 
Übergewicht
(n = 309) 
Untergewicht
(n = 309)
Fellverlust
(n = 308)
Erbrechen
(n = 307)
Durchfall
(n = 309)
Allergien
(n = 307)
Krämpfe
(n = 307)
diagn. Epilepsie
(n = 307)
ja
3,9%
8,8%
1,3%
0,6%
4,9%
1,0%
3,2%
1,9
nein
96,1%
91,2%
98,7%
99,4%
95,1%
99,0%
96,8%
98,1%
 

 

9) Analyse Autoproblematik

Da auf der einen Seite häufig von Hunden berichtet wird, die schnell fahrende Autos fixieren oder jagen, bzw. bei langsam fahrenden Autos in die Reifen beißen und auf der anderen Seite auch viele Hunde Angst vor motorisierten Fahrzeugen zeigen, werden diese Verhaltensweisen näher untersucht:

n = 62 Hunde (19,9% der Grundgesamtheit) mit mindestens einem der folgenden Probleme   
  - Angst vor Autos 19 = 30,6% der untersuchten Gruppe
  - Autos nachlaufen 27 = 43,5% der untersuchten Gruppe
  - Autos fixieren 25 = 40,3% der untersuchten Gruppe
  - Reifenbeißen 15 = 24,2% der untersuchten Gruppe
(z.T. Überschneidungen/Mehrfachnennungen, s.u.)

 

Herkunft der Hunde
(Vergleich Grundgesamtheit)
  ISDS
9
= 14,5 %
(16,0%)
  VDH
23
= 37,0%
(46,0%)
  ohne Papiere
22
= 35,5%
(29,7%)
  unbekannt
5
=    8,1%
(   5,8%)
  sonstige
3
=    4,8%
(   7,6%)
 

 

 Eltern
Haltung des Vaters
(Grundges.)
Haltung der Mutter
(Grundges.)
  - an Vieh
27 = 43,5%
(55,6%)
29 =46,8%
(52,4%)
  - im Sport
12 = 19,4%
(17,3%)
11 = 17,7%
(18,2%)
  - Ausstellung
14 = 22,6%
(23,0%)
11 = 17,7%
(17,6%)
  - Familienhund
19 = 30,6%
(26,5%)
20 = 32,3%
(35,3%)
  - nicht bekannt
13 = 21,0%
(16,9%)  
11 = 17,7%
(15,3%)

 

Lebensweg
I) Aufzuchtphase (58 Nennungen)
 
  ländlich
32
= 55,1% (55,8%)
  Dorf
20
= 34,5% (33,9%)
  Stadtrand
5
=   8,6% (   7,1%)
  Stadt
1
=   1,7% (   3,2%)
II) 2-6 Monate (57 Nennungen)    
  ländlich
23
= 40,4% (33,1%)
  Dorf
19
= 33,3% (37,6%)
  Stadtrand
13
= 22,8% (19,5%)
  Stadt
2
=   3,5% (   9,8%)
III) 6-12 Monate (57 Nennungen)  
  ländlich
19
= 33,3%

(30,6%)

  Dorf
22
= 38,6%   

(38,7%)

  Stadtrand
14
= 24,6%   (18,7%)
  Stadt
2
=   3,5% (10,8%)
IV) danach (51 Nennungen)  
  ländlich
14
= 27,5% (33,1%)
  Dorf
22
= 43,1% (38,7%)
  Stadtrand
13
=25,5% (18,7%)
  Stadt
2
=   3,9% (   9,5%)

Hütearbeit
   
  - täglich
4
=  6,5% (14,6%)
  - 3-4 mal pro Woche
5
=  8,1% (10,3%)
  - 1-2 mal pro Woche
5
=  8,1% (12,0%)
  - seltener
7
= 11,3% (11,3%)
  - nie
41
= 66,1% (51,8%)
 

Problemkombinationen :

44 (70,1%) Tiere haben nur ein einzelnes Problem mit Autos, davon:
  - nur Angst:
14
= 22,6%
  - nur Nachlaufen:
10
= 16,1%
  - nur Fixieren:
11
= 17,7%
  - nur Reifenbeißen:
9
= 14,5%
18 (29,9%) Tiere haben mehrere Probleme, davon:
  - Nachlaufen und Fixieren:
8
= 12,9%
  - Angst, Nachlaufen und Fixieren:
4
=   6,5%
  - Nachlaufen und Reifenbeißen:
3
=   4,8%
  - Nachlaufen, Fixieren und Reifenbeißen:
1
=   1,6%
  - Fix.+ Reifen:
1
=   1,6%
  - alle 4 Komponenten
1
=   1,6%

Zusammenfassung Autoproblem:

Das Autoproblem scheint insgesamt nicht so weit verbreitet zu sein, wie oft subjektiv vermutet. Deutlich mehr Hunde zeigen Jagen und Nachlaufen bei Wild als bei Fahrzeugen. In der Kategorie ‘Blickfixieren’ werden Autos erst an vierter Stelle nach ‘Spielzeug’, ‘Hunden’ und ‘fliegenden Insekten’ genannt. Wahrscheinlich wird dieses Problem aufgrund seiner Gefährlichkeit auf der einen und   seiner Ausgefallenheit auf der anderen Seite meist überbewertet.

Von den Hunden, die Probleme mit Autos haben, sind diejenigen ohne Papiere bzw. von unbekannter Herkunft gegenüber der Grundgesamtheit überrepräsentiert. Ähnliches gilt für die Haltung der Elterntiere, dort sind die Hunde, bei denen nichts über die Haltung der Eltern bekannt ist, ebenfalls stärker vertreten.

Bezüglich der Aufzuchtphase unterscheiden sich Hunde mit Autoproblemen kaum von der Grundgesamtheit. Allerdings sind bei den problematischen Hunden diejenigen überrepräsentiert, die im Alter zwischen 2 und 6 Monaten ländlich gehalten wurden. Hunde mit Autoproblem wurden bzw. werden in den Phasen ‚2-6 Monate’, ‚6-12 Monate’ und ‚älter’ seltener in der Stadt gehalten als es die Grundgesamtheit erwarten lässt.

In der Gruppe der problematischen Tiere sind diejenigen, die regelmäßig (täglich, 3-4x/Woche oder 1-2x/Woche) an Vieh trainiert oder gearbeitet werden, unterrepräsentiert. Hunde, die nie zur Hütearbeit eingesetzt werden, sind hier überrepräsentiert.

10) Ausgewählte Probleme im Vergleich

10 a) Hütende Hunde <=> nicht hütende Hunde

Gesamtzahl Hunde: 312 = 100,0%
Hütende Hunde: 148

= 47,4%

Nicht hütende Hunde: 164 =  52,6%

 
hütende Hunde
(n = 148)
nicht hütende Hunde
(n = 164)
Angst vor Autos
5,4%
7,9%
Angst bei Feuerwerk
41,9%
49,4%
Jagen von Autos
8,1%
9,1%
Fixieren von Spielzeug
35,8%
57,9%
Fixieren von Hunden
35,8%
40,2%
Fixieren von Autos
8,8%
9,8%
Hackenzwicken
8,1%
13,4%
Reifenbeißen
1,4%
8,5%
Stereotypien
8,1%
25,6%
 


10 b) Hüteabstammung <=> nicht hütende Eltern
Gesamtzahl Hunde:
312
= 100%
beide Eltern arbeiten an Vieh: 
135
=   43,3%
beide Eltern arbeiten nicht an Vieh:
61
=   19,6%
ein Elternteil arbeitet an Vieh:
58
=   18,6%
nicht von beiden Eltern bekannt:
58
=   18,6%

 

 
beide an Vieh
beide nicht
gemischt
unbekannt
Angst vor Autos
6,1%
9,8%
1,7%
8,6%
Angst bei Feuerwerk
45,2%
50,8%
43,1%
44,8%
Jagen von Autos
7,4%
14,8%
3,4%
5,2%
Fixieren v. Spielzeug
40,7%
54,1%
46,4%
56,9%
Fixieren v. Hunden
40,0%
32,8%
36,2%
43,1%
Fixieren v. Autos
9,6%
13,2%
15,2%
8,6%
Hackenzwicken
10,4%
9,8%
8,6%
15,5%
Reifenbeißen
0,7%
11,5%
8,6%
15,5%
Stereotypien
12,6%
18,0%
15,5%
29,3%

 


 

 

 

 

 

 

 

 

10 c) Hüteabstammung und Hütetätigkeit
1. hütende Hunde (148 = 100%); davon
  a) - beide Eltern an Vieh: 92 = 62,2%
  b) - beide Eltern nicht an Vieh: 25 = 16,9%
  c) - ein Elternteil an Vieh: 13 =   8,8%
  d) - nicht bei beiden bekannt: 18 = 12,2%
2. nicht hütende Hunde (164 = 100%); davon
  a) - beide Eltern an Vieh: 43 = 26,2%
  b) - beide Eltern nicht an Vieh: 33 = 20,1%
  c) - ein Elternteil an Vieh: 48 = 29,3%
  d) - nicht bei beiden bekannt: 40 = 24,4%

 

 
1.a)
1.b)
1.c)
1.d)
2.a)
2.b)
2.c)
2.d)
(in Prozent)
Autoangst
7,6
-
4,0
-
4,7
12,5
-
12,5
 
Feuerwerk
38,0
69,2
44,0
38,9
60,5
45,8
42,4
47,5
 
Autojagd
6,5
15,4
8,0
-
9,3
14,6
-
7,5
 
Fixieren Spielzeug
32,6
69,2
28,0
38,9
58,1
50,0
60,0
65,0
 
Fixieren Hund
35,9
61,5
24,0
38,9
48,8
25,0
45,5
45,0
 
Fixieren Autos
8,7
15,4
12,0
-
11,6
12,5
-
12,5
 
Hackenbeißen
4,3
7,7
16,0
16,7
23,3
10,4
3,0
15,0
 
Reifenbeißen
-
7,7
4,0
-
2,3
125,
12,1
7,5
 
Stereotypien
8,7
7,7
8,0
-
20,9
20,8
21,2
42,5
 

11) Vermeidung von Problemen

Um der Entstehung von Verhaltensproblemen vorzubeugen, sind vor allem drei Aspekte von Bedeutung:

* Die Voraussetzungen für die spätere Entwicklung eines Hundes werden bereits durch den Züchter und dessen Auswahl der Elterntiere geschaffen. Ein guter Border Collie Züchter achtet nicht nur darauf, dass seine Tiere frei von genetisch bedingten Erkrankungen sind, sondern bemüht sich, gelassene, wesensfeste Hunde zu züchten. Ob der Welpe eine hübsche, symmetrische Zeichnung besitzt, hat keinen Einfluss auf dessen spätere Verhaltensentwicklung und sollte dementsprechend auch nicht vorrangiges Zuchtziel sein.

* Die nächste Weiche wird während der Sozialisationsphase gestellt. Spätestens bis zum Alter von vier Monaten sollte er mit allem vertraut gemacht werden, was ihn im späteren Leben erwartet. Hierfür sind Züchter und Käufer gleichermaßen verantwortlich. Die Tiere müssen Gelegenheit haben, unterschiedliche Menschen und Hunde, sowie möglichst verschiedene Umweltbedingungen kennen zu lernen.

* Doch selbst, wenn der Züchter die ersten beiden Punkte beachtet hat, kann der neue Besitzer noch viel falsch machen. In der Umfrage gaben gut 40 Prozent der Halter an, dass ihnen ihr Hund bisweilen körperlich unterfordert erscheint. Für geistig unterfordert halten immerhin etwa 20 Prozent ihre Tiere. Die Tatsache, dass ein Border Collie beschäftigt werden muss, wird von kaum einem Besitzer bezweifelt. Allerdings spielt hierbei nicht nur die Dauer, sondern vor allem auch die Art der Beschäftigung eine Rolle. Ein erwachsener Border Collie kann ohne Probleme eine Stunde lang am Fahrrad laufen - geistig ausgelastet ist er dadurch nicht. Auch sieht man viele Border Collies, die mit Begeisterung einen Agility-Parcours in Rekordzeit durchlaufen. Dennoch erhält der Hund auch hierbei keine Gelegenheit, die ihm angeborenen typischen Verhaltensweisen wie das in einem sinnvollen Zusammenhang anzuwenden.

 

Fazit

Border Collies wurden über mehrere Jahrhunderte im Hinblick auf bestimmte Verhaltensmerkmale gezüchtet. Ihre hohe Lernfähigkeit, ihr schier unermüdlicher Wunsch, zu Arbeiten, ihrem Besitzer zu gefallen - und natürlich nicht zuletzt die besonderen Verhaltensweisen wie das 'Auge' sind absolute Voraussetzung für eine Ausbildung an Vieh. Auch die heute lebenden Hunde sind daher quasi zwangsläufig mit einem entsprechenden genetisch bedingten Verhaltensrepertoire ausgestattet. Gerade diese eigentlich erwünschten Eigenschaften sind es jedoch, die häufig dazu führen, dass die Hunde in einer Umwelt, in der sie die ihnen angeborenen Verhaltensweisen nicht sinnvoll einsetzen können, bei mangelnden oder ungeeigneten Beschäftigungsmöglichkeiten problematische Verhaltensweisen entwickeln. Jeder Mensch, der Border Collies züchtet, hält oder ausbildet, sollte sich dies vor Augen halten. Züchter müssen potentielle Käufer ehrlich beraten und aufklären und im Zweifelsfall vom Kauf eines Hundes abraten. Menschen, die mit dem Gedanken spielen, einen Border Collie zu kaufen, sollten sich unbedingt vorher mit dem Verhalten dieser Rasse beschäftigen, damit sie ihrem Hund ein ausgefülltes und "rassegerechtes" Leben ermöglichen können.